Über dieser Frage habe ich einige Zeit gebrütet. Ich bekam sie gestellt von: Einem Mann. Nun galt es also, dieses Gefühl so zu beschreiben, dass es jemand nachempfinden kann, der das letztendlich gar nicht können kann, so könnte man sagen. Ich habe 7 Monate lang voll stillen dürfen, zusätzliches Milchpulver gab es nicht und ich hätte auch erst später damit aufgehört, wenn mein Baby dann nicht etwas unwirsch mit den neuen Zähnchen umgegangen wäre. Natürlich wohnte auch oft ihr Papa bei, wenn wir ganz innig kuschelnd im Bett, im Sessel, auf dem Sofa, im Auto, während einer Ruhepause vom Einkaufen, nach einem Arzttermin oder auf einer Wiese die nährstoffreiche Mahlzeit des Kindes genossen. Doch zurück zur Kernfrage: Wie fühlt sich Stillen an? Ich gebe mir Mühe, dieses Erlebnis so beschreiben, dass man es als Bild malen könnte.
Das rein körperliche Empfinden während des Stillens
Gerade nach einer langen Schlafphase des Kindes, wenn die Mutter also Muttermilch ansammelt, entsteht innerhalb der Brust eine gewisse Spannung, die bis zu einem gewissen Maß als nicht unangenehm empfunden wird. Man sollte nicht unendlich versuchen auszuhalten, also die Milch ewig anstauen lassen, denn das könnte einen klassischen Milchstau zur Folge haben.
Das Baby wecken würde ich nicht, aber abpumpen ist eine gute Variante, um sich sozusagen etwas Platz zu verschaffen. Da ich das unsagbar große Glück hatte – was ich mich ja kaum getraue, zu gestehen – dass mein Baby ab der 2. Lebenswoche nachts tatsächlich 12 Stunden durchschlief, musste ich mich mit dieser Variante begnügen. Nach 6 Stunden klingelte mein Wecker und ich pumpte ab, als Reserve für den Folgetag stellte ich dann das Fläschchen in den Kühlschrank, sodass ich auch mal einen Weg erledigen konnte und mein Baby vom Papa versorgt werden konnte.
Dann am Folgemorgen, also wiederrum nach 6 Stunden, war die Brust sehr prall weil sich eben abermals Muttermilch angesammelt hatte und ich mich regelrecht darauf freute, wenn meine Tochter dann endlich erwachte.
Sobald sich dann also der Säugling akustisch bemerkbar macht, heißt es: „Renn, Mama!“ 🙂 Denn nun läuft die Milch auch wirklich schon los, weil das Hirn Botenstoffe an den Körper weitergibt, damit die Brust die Muttermilch freigibt, damit das Baby nicht hungern muss.
Legt man nun das Kind an, gibt es verschiedene Stilltypen. Das bedeutet, dass es eben Kinder gibt, die sehr ruhig an die Mahlzeit gehen und genießen. Auch Träumerchen gibt es, die immer wieder dazu animiert werden müssen, zu trinken. Und es gibt den sogenannten „Barracuda“, ab hier kann ich wieder aus Erfahrung sprechen: Diese Art des Babys kann es kaum erwarten, endlich an die Brust zu dürfen. Bereits das bloße Klicken des Still-BHs bringt höchste Aufregung, die Brust wird sofort erfasst, es wird gesaugt und auch gekniffen und ein bisschen geboxt, damit auch bloß wirklich richtig viel Milch kommt. Es wird ausdauernd und pausenlos getrunken. Danach wird der Wonneproppen recht dankbar und müde sein.
Während des Stillens nehmen also der Druck und die Spannung in der mütterlichen Brust kontinuierlich ab, wenn das Kind auch kontinuierlich trinkt. Dazu sollte es in jedem Fall motiviert werden, denn Spielereien können wunde Brustwarzen hinterlassen.
Das Nachlassen dieser Spannung kann man entfernt damit vergleichen, wenn man nötig die Blase leeren will und dann endlich zur Toilette darf und der Bauch ganz langsam aber angenehm zurückgeht. Das mag weit hergeholt klingen, aber so in etwa kann man es sich vorstellen.
Das emotionale Empfinden währenddessen
Ich finde, das Titelbild sagt schon eine ganze Menge darüber aus, was für eine extrem innige Bindung sich zwischen Kind und Mama aufbaut, wenn gestillt wird. Das Baby ist in den Armen der Mutter eingebettet, ganz nah an ihrem Herzschlag. Es riecht sie und umgekehrt.
Stillen geht letztendlich, nachdem man sich daran gewöhnt hat, in allen denkbaren Positionen. Gemütlich ist es dann sowieso irgendwie immer. Mir wurde es im Krankenhaus im Sitzen gezeigt, mit Stillkissen, das ich Zuhause gar nicht mehr benutzen mochte. Im Stillen kann ausgesprochen entspannt gestillt werden, weil es so Mutter und Kind ganz bequem haben, ganz gleich wie müde Mama gerade ist.
Ich selbst empfand Stillen stets als ganz intimes Geschehen und habe mich gern zurückgezogen mit meinem Baby und maximal dem Kindsvater, sodass eben nicht irgendwer beiwohnen konnte. Das hatte nichts zu tun mit eventuellem Schamgefühl, zumal man ja eigentlich sowieso nichts sehen kann von der Brust an sich, sondern viel mehr damit dass ich die Ruhe genoss und keine Hektik oder Störung zuließ.
Das Fazit lautet also: Mehr Nähe geht mit keinem Fläschchen, mehr kuscheln geht während einer einzunehmenden Mahlzeit nicht und ich bin ausgesprochen froh um diese Erfahrung und würde es immer wieder genau so machen.
Beschwerden und „Nebenwirkungen“
Ganz wichtiger Tipp: Man muss bei Horrorgeschichten über das Stillen wirklich einfach weghören! Es gibt wenig Schöneres, als das.
Doch selbstverständlich kann es auch hier zu Komplikationen kommen, denn es handelt sich – nüchtern anatomisch betrachtet – nun mal um gedehntes Gewebe, umgeben von Fettzellen, das mittels einer Drüse Flüssigkeit abgeben soll. Passiert dies nicht regelrecht und das Gewebe wird überstrapaziert und die Drüse nicht benutzt, so staut sich die Muttermilch. Ein echter Milchstau ist unangenehm, äußert sich schnell und heftig und ist ebenso schnell wieder in den Griff zu bekommen.
Ich schreibe hier nicht als Theoretiker, denn auch ich hatte im Rahmen meiner Stillkarriere einmal einen Milchstau mit anschließender Brustentzündung. Es ist hierbei also so, dass die betroffene Brust sehr hart wird, kaum noch Milch herauskommt bzw. es schmerzhaft ist, das Kind anzulegen und dennoch gerade dann überaus wichtig. Ich habe damals sehr schnell hohes Fieber bekommen und fühlte mich einfach elend. Der erste Gang war der, zum Facharzt. Hier bekam ich ein Nasenspray das Hormone beinhaltete, die meinem Hirn sagten, es sollte doch bitte mal meiner Brust Bescheid sagen, was sie genau jetzt zu tun hat. Daher darf dieses Spray auch erst direkt wenige Sekunden vor dem Stillvorgang verwendet werden, denn ich erinnere mich sehr gut daran, dass die Milch sofort richtig losschoss. Auf diese Weise war die Verhärtung ganz schnell wieder verschwunden, ich wieder fit und mein Baby schön satt.
Und ganz zu Beginn, also direkt im Anschluss an die Geburt, sind die Brustwarzen ja noch nicht an diese Strapaze des Stillens gewohnt. Das heißt, sie werden erst einmal wund. Dagegen helfen speziell dafür entwickelte Mittel, die wirken wie Honig, dem Kind nicht schaden und direkt nach dem Stillen auf die Brustwarze und den Vorhof aufgetragen werden. Piercings würde ich zuvor entfernen, denn bereit innerhalb der Schwangerschaft spannt die Brust doch erwähnenswert.
Allerdings nur zu Anfang – denn dann nur noch beim Ansaugen und den ersten 3 Zügen, da die Brust ja dann Milch freigibt, dann nur noch beim Ansaugen und dann irgendwann (so etwa nach dem ersten Monat) ist das der normalste Vorgang der Welt.